Koblenzer Literaturpreis

Preisträger 2009

Jörg Matheis

Jörg Matheis (Bild: Ch. Beck)

Gleich sein literarisches Debüt, der 2003 erschienene Erzählband „Mono“, brachte ihm den Förderpreis des Hermann Lenz-Preises und den Sonderpreis der Jury „Buch des Jahres Rheinland-Pfalz“ ein; für seinen ersten Roman „Ein Foto von Mila“ erhält der 1970 im pfälzischen Altenglan geborene, in Ingelheim lebende Autor Jörg Matheis jetzt den mit 13 000 Euro dotierten, von den Freundeskreisen der Universität und des Theaters der Stadt Koblenz ausgeschriebenen „Koblenzer Literaturpreis“. Nach Norbert Scheuer, Annegret Held und Hanns Josef Ortheil ist Matheis der vierte Träger dieser Auszeichnung, die finanziell zu den bestdotierten deutschen Literaturpreisen gehört und alle drei Jahre vergeben wird.

In ihrer abschließenden Sitzung fiel das Votum der mit Literaturwissenschaftlern der Universität Koblenz, mit Persönlichkeiten aus Landeskulturpolitik, Publizistik und Wirtschaft besetzten Jury für den im vergangenen Jahr veröffentlichten Roman von Matheis, der in Mainz Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaften studierte und in Wiesbaden in der Kommunikationsabteilung einer Bank arbeitet, einmütig aus. Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert, Vorsitzender des Freundeskreises der Universität und der Jury, kommentierte, Jörg Matheis habe mit diesem Buch ein Werk geschaffen, das geradezu mustergültig die Kriterien des „Koblenzer Literaturpreises“ erfülle.

Ausgangspunkt von „Ein Foto von Mila“ ist das Unglück während eines Flugtages auf dem Militärflugplatz Ramstein im August 1988, bei dem drei Maschinen einer italienischen Kunstflugstaffel zusammenstießen und die herabstürzenden Trümmer 70 Zuschauer töteten. Ein tragisches Ereignis, das auch das Leben der Hauptpersonen des Romans entscheidend verändert. Die junge Mila, zum Zeitpunkt des Geschehens 18 Jahre alt, erleidet schwere Brandverletzungen und kämpft auch Jahre später noch gegen die sie verfolgenden Traumata, bei deren Bewältigung ihr Freund Lorenz mit einem inszenierten Ramstein-Foto helfen will, während sein Mila gleichfalls liebender Bruder Frieder das Ganze eher verdrängen möchte, um die Region besser touristisch vermarkten zu können. Der mit den Brüdern befreundete Luchs entwickelt dagegen im Lauf der Zeit eine Verschwörungstheorie, nach der das Unglück vom CIA geplant und gelenkt worden sei.

Liebe und Kunst, Angst und Paranoia. Auch wenn das Buch letztlich darum kreist, wie eine Katastrophe eine ganze Region und ihre Menschen verändern kann, ist „Ein Foto von Mila“ kein regionaler Roman, sondern ein sprachlich anspruchsvolles, sensibel mögliche menschliche Reaktionen auslotendes Werk.