Koblenzer Literaturpreis

Preisträger 2012

Daniela Dröscher

Daniela Dröscher (c) Katrin Hiller

Daniela Dröscher wurde 1977 in München geboren, wuchs in Becherbach bei Kirn / Rheinland-Pfalz auf, und lebt heute mit ihrer Familie in Berlin.

Sie schreibt Prosa, Essays und Theatertexte.

Daniela Dröscher machte 1996 am Paul-Schneider-Gymnasium Meisenheim/Glan ihr Abitur. Nach einem Studium der Germanistik, Anglistik und Philosophie in Trier und London wurde sie 2009 an der Universität Potsdam zur Poetologie der dt.-japan. Autorin Yoko Tawada promoviert.

Parallel studierte sie „Szenisches Schreiben“ in Graz.

2008 war sie Stipendiatin der „Autorenwerkstatt Prosa“ des LCB sowie Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses.

2009 erschien das Romandebüt Die Lichter des George Psalmanazar im Berlin Verlag, für den sie u.a. mit dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet wurde.

Für den Erzählband Gloria, der 2010 im Berlin Verlag erschien, erhielt sie 2009 den „Martha-Saalfeld-Förderpreis“ des Landes Rheinland-Pfalz.

Das Buch wurde zudem vom Schriftstellerverband Rheinland-Pfalz / Saar zum „Buch des Jahres 2010“ gewählt.

Für die titelgebende Erzählung erhielt sie 2011 den Bayern 2-Preis der Münchner „Wortspiele“, der mit einer Residenz in der Villa Aurora in Los Angeles verbunden ist.

Erste Theaterstücke wurden 2009 an den Theatern Mainz und Bochum uraufgeführt; das Jugendtheaterstück Als wäre ich Papier, für das sie den Wortschatz-Rheinland-Pfalz-Preis 2010 gewann, war im März 2011 am Kinder- und Jugendtheater Speyer zu sehen und feierte Januar 2012 am Theaterhaus Frankfurt a. M. Premiere.

Im September 2011 wurde ihre Bearbeitung von Madame Bovary in der Regie von Christian Weise am Ballhaus Ost (Berlin) gezeigt. Das Theater der Keller Köln zeigt in der Spielzeit 2011/2012 die Tristan-und-Isolde-Bearbeitung Wer aus mir trinkt, wird ein Reh.

Zusammen mit der Berliner Performance-Gruppe „ex defekt“ entsteht gegenwärtig ein vom HKF gefördertes Theaterprojekt zum Thema Kinder und Arbeit („Deutschland Weg Umweg Zwei Kinder: Frau Holle!“), das im April 2012 im Ballhaus Ost Premiere feiert.

Im Herbst 2012 erscheint unter dem Titel Pola (Berlin Verlag) ihr drittes Buch, ein Roman über die polnische Stummfilmdiva Pola Negri, für den sie ein „Grenzgänger-Stipendium“ der Robert-Bosch-Stiftung sowie ein Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Lukas / Ahrenshoop erhielt.

Über „Die Lichter des George Psalmanazar“
Daniela Dröscher
Die Lichter des George Psalmanazar
Roman

384 Seiten, Gebunden
ISBN 978-3-8270-0873-2
Erschienen am 8. August 2009

„Wer ist George Psalmanazar? Eine Fußnote brachte die junge Autorin Daniela Dröscher auf diese Frage: ein kleiner Moment, aus dem ein Debüt von beispielloser Sprachgewalt entstanden ist. Auf den Spuren des großen Gelehrten Samuel Johnson verschafft Daniela Dröscher Zugang in eine Welt, deren Farbenpracht und Klangkulisse den Leser zutiefst berühren — und auf geheimnisvolle Weise spiegeln. Kindle Edition

Fischmann!, verspotten die Kinder den seltsamen Jungen, der im Jahre 1749 in einem schottischen Küstendorf erscheint. Mit bloßen Händen fängt er Doraden und während er sie verkauft, singt er immer neue fremdländisch klingende Schicksalsweisen. Eine davon erzählt von der Insel Formosa, auf der alle Menschen nackt umherlaufen, nur mit goldenen Lettern vor den Geschlechtsteilen. Der alte Bischof Innes wird Zeuge des Schauspiels. Er nimmt ihn mit sich auf sein bischöfliches Gut, sperrt ihn ein und gibt ihm den Namen George Psalmanazar. Der geschäftstüchtige Innes bringt George in die Hauptstadt. In aller Öffentlichkeit soll er von seiner Heimatinsel Formosa erzählen, wo die Sonne mild und der Mond rötlich ist. Und er gibt das eigens erfundene formosische Alphabet zum Besten. Das beeindruckt wiederum Mr. Johnson, den Löwenmann, so sehr, dass er dem Bischof diesen Wilden abkauft und mit zu sich nimmt in das Haus in der Fleet Street, wo er mit seiner üppigen Frau und Stieftochter Lucy lebt.

George und Lucy sind klein, unschuldig, nicht von dieser Welt. Ihre Begegnung ist der Beginn einer zarten Liebesgeschichte im London des 18. Jahrhunderts, in dem die Angst vor Autoritäten, vor ausbleibendem Applaus, nicht zuletzt vor dem Tod allgegenwärtig sind. Unvereinbare Passionen gehen wie ein Riss durch die Figuren: Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und die Liebe zu den kleinen Dingen. Erfolg und Genügsamkeit. Unbedingter Wille und buddhistische Willenlosigkeit. Der Versuch, das Kleine und das Große zusammen zu führen, scheitert. Am Ende bleibt nicht mehr als das Eingehen dahin, wo Paradoxien überleben können: ins Kunstwerk. Die Lichter des George Psalmanazar ist ein grandioses Erzähldebüt und eine Liebesgeschichte, die schöner, sonderbarer und zeitloser nicht sein könnte.

Dieses Romandebüt ist Sprachgewalt, ist Wissen, ist Wahrheit, ist kurz: ein kleines Wunder.“

(Copyright © 2012 Bloomsbury Verlag

http://www.berlinverlag.de/bucher/bucherDetails.asp?isbn=978382700873226 / Abrufdatum 26.01.2012)
Info: http://www.berlinverlag.de/autor/autorDetails.asp?autorID=747#biography